Verlangen, Freundschaft und mütterliche Liebe
Verlangen, Freundschaft und mütterliche Liebe im Märchen “Prinzesschen” von Marie von Olfers
Samantha Allman
Abstract
Diese Arbeit untersucht das Märchen “Prinzesschen” von Marie von Olfers im Zusammenhang mit ihrem Buch Drei Märchen durch Analyse des Textes und der Illustrationen, zusätzlich zu einer Übersetzung von “Prinzesschen” von mir ins Englische und Sekundärliteratur aus der Märchenforschung. Ich erforsche, wie und warum dieser Text weibliche Figuren mit seltener Tiefe abbildet. Im “Prinzesschen” werden die Themen der Mutterschaft, Schwesternschaft, Großzügigkeit und Mitgefühl hervorgehoben. Diese Themen und andere Besonderheiten stehen im Gegensatz zu traditionellen, kanonischen Märchen, die von Männern gesammelt und verändert wurden.
Einleitung
Diese Arbeit untersucht das Märchen “Prinzesschen” von Marie von Olfers im Zusammenhang mit Märchen von Frauen als Genre und mit der Illustration in ihrer Märchensammlung Drei Märchen durch Analyse des Textes sowie einer Übersetzung von “Prinzesschen”. In meiner Arbeit gehe ich die folgenden Fragen nach: Was ist besonders bei Märchen von Frauen, speziell bei denen von Olfers, und warum? Wie kann die Übersetzung von “Prinzesschen” ein besseres Verständnis des Textes bieten? Was ist die Wirkung der Sprüche in “Prinzesschen”? Wie ergänzen die Illustrationen der Autorin ihre Märchen?
Durch genaues Lesen und Vergleichen mit kanonischen Märchen werde ich “Prinzesschen” analysieren und interpretieren. Die meisten Märchen, die als “traditionell” und kanonisch verstanden werden, wurden von Männern gesammelt und bearbeitet. “Prinzesschen” und die anderen zwei Märchen in der Märchensammlung wurden von Marie von Olfers, einer Frau, geschrieben und sind daher Besonderheiten. Um die Märchen Olfers zu analysieren, beziehe ich mich auf die Sekundärliteratur aus der Märchenforschung, insbesondere Werke von Julie Koehler und Shawn C. Jarvis. Dadurch bringe ich die Märchen in einen größeren Kontext und untersuche ihre Besonderheiten. Zusätzlich zur Analyse wird “Prinzesschen” von mir ins Englische, meiner Muttersprache, übersetzt. Die Übersetzung wird mit besonderem Augenmerk auf die Sprüche, die oft in Märchen erscheinen, analysiert. Ihre Wirkung wird neben der Wirkung der Geschichte allgemein untersucht. Außerdem werden die Illustrationen in Drei Märchen untersucht.
Nach der Übersetzung und Analyse folgt eine Reflektion meines Übersetzungsprozesses. Als ich übersetzte, bekam ich ein besseres Verständnis des Textes. Meine Aufmerksamkeit wurde auf besondere Stil- und Wortwahlen gelenkt. Darüber hinaus half mir das Übersetzen dabei, die Ästhetik, die Beziehung zwischen Sprache und Themen sowie die Konzentration auf weibliche Figuren des Textes besser nachzuvollziehen.
In dem Märchen “Prinzesschen” werden die Themen der Mutterschaft, Schwesternschaft, Großzügigkeit und Mitgefühl durch die Beziehungen zwischen den Frauen in der Geschichte hervorgehoben. Weibliche Kraft und weibliche Figuren mit Tiefe werden betont. Ebenso wichtig ist hierbei, was nicht betont wird: Ehe, Boshaftigkeit und Strafe. Es gibt einige Unterschiede zwischen den Märchen von Frauen und dem Kanon der Gebrüder Grimm und Disney, die oft übersehen werden. Auch wenn die Filme von Disney amerikanisch und viel neuer als die Geschichte der Gebrüder Grimm sind, sind sie wichtig, um den westlichen Kanon des Märchens zu bestimmen. Ich nenne Disney nur um die moderne Idee der Märchen zu kontextualisieren, aber meine Forschung fokussiert vor allem auf alte, traditionelle Märchen wie die Werke der Gebrüder Grimm. Historisch waren Märchen besonders wichtig für Autorinnen in der gebildeten Gesellschaft, weil sie Frauen einen Zugang zur intellektuellen Sphäre boten. Märchen waren auch eine besondere Möglichkeit, um Kinder zu unterrichten. Diese Arbeit wird zeigen, dass Märchen von Frauen einen anderen Ansatz für die Erziehung von Kindern durch Märchen haben als kanonische Märchen wählen. Der weibliche Ansatz zur Erziehung der Kinder durch Märchen ist bei Olfers unterschiedlich zur Unterrichtsmethode der kanonischen Märchen.
Auch wenn die meisten Märchen (kanonisch oder nicht) einige Jahrhunderte alt sind, sind sie immer eine beliebte Unterhaltung und eine Inspiration für neue Bücher, Serien und Filme. Zudem sind sie Paradebeispiele der Geschichte und Kultur ihrer jeweiligen Herkunftsländer. Insbesondere Märchen von Frauen bieten einen Einblick in die Rolle der Frau und weibliche Themen, die in kanonischen Märchen oft einseitig dargestellt werden und nicht genug erforscht sind.
Es haben sich nur sehr wenige Studien mit Olfers auseinandergesetzt. Es gibt eine bestehende englische Übersetzung von “Prinzesschen” in dem Buch The Queen’s Mirror: Fairy Tales by German Women 1780-1900 (Jarvis und Blackwell 215-224), aber ich fertige eine eigene Übersetzung mit besonderem Schwerpunkt auf den Sprüchen an. Zusätzlich gibt mir die Kombination aus Übersetzung, visueller Analyse und literaturwissenschaftlicher Analyse eine besondere Perspektive, aus der ich “Prinzesschen” untersuchen kann.
Märchen von Frauen
“Prinzesschen” ist ein Kunstmärchen von Marie von Olfers, das sich um drei weibliche Hauptfiguren dreht: die Mutter, das Prinzesschen und das Nixchen. Die Mutter hat einige Söhne und eine Tochter, die in dem Märchen “das Prinzesschen” genannt wird. Das Prinzesschen ist nicht zufrieden mit seinem Leben in der Mühle ihrer Familie. Die Mutter und Brüder sind liebevoll, aber das Prinzesschen will noch mehr. Am Anfang des Märchens starrt es ins Wasser und träumt, während seine Brüder glücklich spielen. Dann kommt das Nixchen, eine junge Meerjungfrau, die dem Prinzesschen ein reiches Leben verspricht. Das Nixchen bietet einen Austausch der Leben an, sodass das Prinzesschen zum reichen Königreich des Nixchens gehen kann und das Nixchen bei der armen Familie bleibt. Das Prinzesschen akzeptiert das Angebot. Für eine Weile sind beide Figuren glücklich. Doch nach einiger Zeit vermisst das Prinzesschen seine Familie, insbesondere die Mutter. Es kommt nach Hause zurück und bittet das Nixchen, die Plätze noch einmal zu tauschen. Das Nixchen sagt nein, weil es so glücklich ist und von der Mutter und den Brüdern geliebt wird. Es betont, dass Familie und Liebe immer besser als Reichtum sind. Das Prinzesschen kommt dreimal zurück, bis das Nixchen zustimmt, zurückzutauschen. Aber dann lädt das Prinzesschen das Nixchen dazu ein, mit der Familie zu leben, solange die Mutter das Nixchen erkennt. Die Mutter erkennt das Nixchen, weil sie die ganze Zeit wusste, dass das Nixchen nicht ihre Tochter war. Schlussendlich endet das Märchen glücklich, mit dem Nixchen als zweite Tochter. Es gibt genug Liebe von der Mutter für alle Kinder.
“Prinzesschen” ist aus einigen Gründen anders als traditionelle deutsche Märchen (überwiegend aus dem Kanon der Gebrüder Grimm) und Märchen aus dem Kanon von Disney Studios. Julie Koehler, eine Märchenwissenschaftlerin, nennt die Gebrüder Grimm die “Erschaffer des Kanons” (4).[1] Auch in den USA, wo ich herkomme, ist die moderne Vorstellung der Märchen besonders “stark beeinflusst von der Hegemonie der Disney Studios” (Duggan et al. 3).[2] Der moderne Kanon hat einige feste Merkmale etabliert. Typische Figuren schließen Prinzessinnen und Prinzen, Könige und Königinnen, arme Menschen, Hexen, andere magische Wesen und sprechende Tiere ein. Übliche Themen sind Zauberei, Verwandlung und Liebe. Oft lehren Märchen auch eine Moral oder betonen die Wichtigkeit einer bestimmten Qualität, zum Beispiel Gerechtigkeit, Ehrlichkeit oder die Wichtigkeit der Familie. Übliche Tropen führen immer wieder zu Wundern, zum Beispiel eine Prinzessin, die von einem tapferen Jungen gerettet wird, oder ein sprechendes Tier, das sich in einen Menschen zurück verwandelt.
Aber bevor die Gebrüder Grimm und Disney Studios den Kanon der Märchen dominiert haben, waren Frauen bereits seit der Antike viel stärker an der Verbreitung von Märchen beteiligt. Hinsichtlich Märchen konstatiert Koehler: “Es waren Frauen, die die mündliche Nacherzählung der Märchen traditionell kontrolliert haben, es waren nur Männer, die sie gesammelt und veröffentlicht haben” (149).[3] Das bedeutet, dass Männer die wichtigsten und bekanntesten Märchen der heutigen Zeit ausgewählt haben. Der moderne Kanon der Märchen wurde durch ein “männliches Wertesystem” geordnet und überarbeitet (Koehler 2).[4] In diesem Wertesystem ist das Thema der weiblichen Identität eine wichtige Frage. Es gibt einen Archetyp der weiblichen Hauptfigur. Sie ist typisch jung, schön, unschuldig und unterwürfig. “Aschenputtel” und “Dornröschen” sind passende Beispiele dafür (Duggan et al. 9-10). Das Ziel und “Happy-End” für sie liegt oft in der Ehe. Auch wenn anders konzipierte Erzählungen existieren (und einige von Frauen geschrieben wurden), sind sie von dem typischen Kanon überschrieben worden (Duggan et al. 9-10).
Offenkundig passt “Prinzesschen” zu vielen von den Merkmalen der kanonischen Märchen. Zum Beispiel betont Olfers die Wichtigkeit der Liebe (aber eindeutig nicht der Ehe) in ihrer Geschichte. Es gibt auch eine “Prinzessin” und eine Meerjungfrau, ein magisches Wesen. Andererseits gibt es viele starke Unterschiede zwischen “Prinzesschen” und kanonischen Märchen. In traditionellen deutschen Märchen sind Grausamkeit und Strafe sehr üblich, aber es gibt fast keine Grausamkeit in “Prinzesschen.” Es ist auch nicht eine Geschichte der Reifung, in der das Mädchen verheiratet werden muss. Tatsächlich wid romantische Liebe in der Geschichte nicht realisiert, sondern eine schwesterliche und kindliche Liebe zu Familienmitgliedern. Selbst die Mutter in “Prinzesschen” hat keinen romantischen Partner. Wie Bernadette Hyner aufzeigt, hat “[d]er abwesende Patriarch [...] keine Folge für die Handlung” (4).[5] Das Prinzesschen träumt von Reichtum, aber nicht von einem Vater. Der allgemeine Ton von “Prinzesschen” ist weich und warm. Die Details der Geschichte sind imaginativ und märchenhaft, siehe zum Beispiel “Jetzt planscht [das Prinzesschen] nach Herzenslust wie eine kleine Wassernixe. Alles funkelt an ihr, das ist mal herrlich!” Das Prinzesschen stellt eine spielerische Figur dar. Im Vorlauf vom Text sind die übergreifenden Themen familiäre Liebe und Vergebung (anstatt Strafe) für Fehler.
Märchen von Frauen entstanden als Kunstmärchen und nicht als Volksmärchen. Volksmärchen sind traditioneller, bekannter, älter und öfter erzählt, während Kunstmärchen länger, neuer und experimenteller bei Themen und Handlung verfahren. Es ist auch wichtig, zu bemerken, dass Kunstmärchen immer konkrete Verfasser*innen haben. Volksmärchen werden seit Jahrhunderten wiederholt und haben keine bekannte Quelle. Die historische mündliche Erzählung der Volksmärchen wurde von Frauen geleistet, aber diese Erzählung wurde als “repetitiv [...] nicht kreativ” gesehen (Koehler 8).[6] Im Gegensatz dazu war das Schreiben von Kunstmärchen eine geläufige kreative Aktivität für Frauen im 19. Jahrhundert. Laut Koehler haben “mehr als 400 deutschsprachige Frauen im 19. Jahrhundert Märchen geschrieben” (145).[7] Leider sind diese Geschichten nicht sehr zugänglich. Sehr wenige deutsche Bibliotheken haben sie im Bestand (Koehler 145). Auf Englisch sind sie noch schwerer zu finden und zu lesen, weil von den meisten keine Übersetzung vorliegt (Koehler 145).
Trotz ihrer relativen Vergessenheit ist bekannt, dass Märchen von Frauen viele Besonderheiten haben. Die meisten Unterschiede gibt es hinsichtlich des Figurenpersonals. Während kanonische Märchen mehr Wert auf die männlichen Figuren legen, fokussieren Märchen von Schriftstellerinnen stärker die Entwicklung einer weiblichen Figur. Laut Shawn Jarvis liegt “[d]er Akzent [...] auf dem Werdegang und der Transformation der Heldinnen” (2). Julie Koehler stimmt dieser Auffassung zu. Sie erläutert, dass weibliche Hauptfiguren in Märchen von Frauen “nicht immer sehr interessiert an Männern” sind (147).[8] Zusätzlich gibt es in Kunstmärchen von Männern eine bestimmte Dynamik zwischen weiblichen und männlichen Figuren. Die Hauptfigur ist oft männlich und “fasziniert von irgendeiner jenseitigen Frau” (Koehler 146).[9] Es entsteht daher der Eindruck, dass die weibliche Figur “andersartig” ist (Koehler 146).[10] Im Gegensatz dazu erscheinen weibliche Figuren in Märchen von Frauen menschlicher und die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind kaum von Bedeutung. Wir sehen diesen Unterschied in “Prinzesschen,” wo es keine männliche Hauptfigur gibt und der Fokus der Handlung auf der Lernerfahrung des Prinzesschens liegt. Die Handlungsschemata in den Märchen von Frauen folgen oftmals einer anderen Logik, insbesondere das Ende ist häufig “positiver als gewohnt” (Jarvis 2). Das passt auch zu “Prinzesschen”; die Geschichte hat ein viel glücklicheres Ende als die meisten Grimm’schen Märchen. Zusätzlich ist das “Happy-End” anders als in kanonischen Märchen. Bei den Grimms und den Disney Studios kommt das glückliche Ende für weibliche Figuren in Form der Ehe oder einem Leben in der königlichen Sphäre (Jarvis 3). Zum Beispiel kommt das glückliche Ende für Schneewittchen in der Version der Gebrüder Grimm, als sie einen Prinz heiratet. Im Gegensatz dazu bedeutet das glückliche Ende in Märchen von Frauen oft Freiheit (Jarvis 3). Um das zu verstehen, sollten wir beachten, dass Ehe und königliches Leben sich sehr einschränkend auf die Lebensmuster von Frauen ausgewirkt haben. Wenn Märchen von Frauen als Fantasien von Frauen gelesen werden können, ist klar, dass das von Männern beschränkte und bestimmte Leben nicht ideal war.
Ein anderer wichtiger Aspekt liegt in der Wahl des Genres. Kinder und Jugendliteratur war für weibliche Autorinnen zugänglicher als andere Genres (Koehler 147). Im 19. Jahrhundert, erklärt Shawn Jarvis, galt “hohe Literatur” (Bücher für Erwachsene) hauptsächlich dem Schaffensbereich von Männern, während Märchen als “kleine Form” für Frauen fungierten (2). Außer Märchen konnten Frauen sich auch “Romanen, Gedichten [...] und Schriften zur Kindererziehung” zuwenden, aber Jarvis konstatiert, dass Frauen “praktisch von der ‘hohen’ Literatur ausgeschlossen” waren (323). Auch wenn es Ausnahmen zu diesem literarischen Exil gab, schrieben viele weibliche Schriftstellerinnen Kinder- und Jugendliteratur. Obwohl es verkleinernd war, bietet Kinder- und Jugendliteratur einige Möglichkeiten. Märchen haben oft eine Moral und bieten so eine Gelegenheit zum Unterrichten. Trotzdem wurden weibliche Schriftstellerinnen im Allgemeinen nicht der gleiche Respekt entgegengebracht wie ihren männlichen Kollegen. Aus dem gleichen Grund gibt es weniger Forschung über die Märchen von Frauen als über Kunstmärchen von Männern. Koehler bringt es auf den Punkt: “Obwohl die Wissenschaft der letzten 30 Jahre beginnt Märchen von Frauen in den Vordergrund zu rücken, hat sie kaum die Oberfläche angekratzt” (149).[11] Im Wesentlichen haben Männer und Frauen gleichermaßen Märchen geschrieben, aber Männer haben viel mehr Respekt und Aufmerksamkeit bis in die Gegenwart bekommen (Koehler 7).
Aus diesem Grund habe ich mich so sehr für “Prinzesschen” interessiert. Die familiären Beziehungen sind tiefer und entwickelter als in den meisten kanonischen Märchen, die ich gelesen habe. Es gibt einige Figuren mit inneren Gedanken und Motivationen, die nuanciert und persönlich dargestellt werden. Zum Beispiel weiß die Mutter sofort nach dem Austausch, dass das Nixchen nicht ihre Tochter ist. Trotzdem sagt sie nichts zum Nixchen und zeigt ihm die gleiche Liebe, die sie ihrer wirklichen Tochter geben würde. Die inneren Gedanken der Mutter unterstützen hier das Thema Mutterschaft. Zum Beispiel, gibt es am Ende des Märchens diesen Auszug: “[j]a, die Mutter kannte es; wie wird eine Mutter ihr Kind nicht kennen? Mag es aussehen, wie es will.” Mutterschaft, im Kontext dieser Geschichte, muss nicht mit einer Beziehung zwischen biologischem Kind und Mutter assoziiert werden. Mutterschaft wird bei Olfers progressiver dargestellt, da es sich um einen “matriarchalischern Alleinerziehenden-Haushalt” handelt (Hyner 13).[12] Auch in der heutigen Zeit ist das ein Konzept, das wenig Aufmerksamkeit bekommt. Das Thema der Schwesternschaft wird auch progressiver und komplexer bei Olfers dargestellt. Die Rolle des Nixchens als angenommenes Kind unterläuft das Konzept der Kernfamilie. Allgemein bringt “Prinzesschen” laut Hyner “alternative Interpretationen der weiblichen Kraft und Schwesternschaft [und] auch traditionelle Konzepte der Familie” zum Ausdruck (1).[13]
Auch wenn “Prinzesschen” allgemein Großzügigkeit und Mitgefühl betont, gibt es auch Konflikte zwischen Figuren in dem Märchen. Am Anfang der Geschichte wird das Nixchen als Bösewicht gezeichnet. Es manipuliert das Prinzesschen zu einem Tausch, obwohl es weiß, dass das Prinzesschen den Kürzeren beim Deal ziehen wird. Das Prinzesschen hat auch am Anfang negative Gefühle gegenüber seiner Mutter: “In der Mühle war alles garstig [...] ja selbst die Mutter konnte [das Prinzesschen] hässlich finden” (Von Olfers 29). Es nimmt ihr das ärmliche Leben in der Mühle übel (Hyner 10). Trotzdem sind die Spannungen zwischen weiblichen Figuren in “Prinzesschen” nicht so schwerwiegend wie in anderen kanonischen Märchen. Laut Hyner werden in kanonischen Märchen weibliche Figuren oft “gegeneinander ausgespielt,” (12).[14] Obwohl das erkennbar wahr ist, ist “Prinzesschen” anders, weil es “Zusammenarbeit und Kompromiss vorschreibt” (Hyner 12).[15] Die Rolle der Märchen als belehrendes Material für Kinder erklärt Olfers’ Motivation, diese Qualitäten zu betonen. Während kanonische Märchen auch eine Lernmöglichkeit bieten, hat von Olfers einen sanften Ansatz gewählt, der typisch für Märchen von Frauen ist.
Sprüche
Sprüche sind eine literarische Struktur, die häufig in Märchen vorkommen. Sie ähneln Gedichten innerhalb der Geschichte. Als Märchen historisch mündlich erzählt wurden, halfen Sprüche dabei, sich an die Märchen zu erinnern. Sprüche reimen sich und haben oft eingängige bedeutungslose Wörter oder Lautmalerei. “Prinzesschen” hat vier Sprüche im Verlauf des Textes, die ich im Folgenden übersetze und analysiere.
Der erste Spruch lautet:
“Komm, Prinzesschen, komm herunter,
Lass der Mühle alten Plunder,
Herrlich ist’s hier unten wohnen,
Deine Schönheit zu belohnen
Wachsen reiche Perlenkronen.
Komm, Prinzesschen, komm herunter
Und verlass den alten Plunder.”
Und meine Übersetzung davon:
Come, little princess, come down here,
Leave the old clutter of the mill
It’s splendid to live down here,
To reward your beauty
Rich pearl crowns are growing.
Come, little princess, come down here,
And leave the old clutter.
Dieser Spruch wird aufgesagt, als das Wasser und das reiche Königreich darunter das Prinzesschen verführen. Er wird aus der Sicht des Wassers erzählt und lockt mit dem Versprechen von Schönheit und Reichtum. Zusätzlich manipuliert der Spruch das Prinzesschen durch das Beglückwünschen seiner Schönheit und den beleidigen Ausdruck des “alten Plunders” der Mühle. Die allgemeine Botschaft ist, dass das Prinzesschen zu schön und zu gut für die Mühle ist. Der Spruch hilft, über die Einsätze des Tausches zu bestimmen. Sowohl der zentrale Konflikt der Geschichte als auch die primäre Schwachstelle des Prinzesschens liegen in seiner Bereitschaft, seine Familie für Reichtum einzutauschen. Es ist auch wichtig zu beachten, dass dieser Spruch nichts über die Familienmitglieder des Prinzesschens aussagt. Das zeigt, wie wenig das Prinzesschen an die Güte seiner Mutter und Brüder denkt. Stattdessen überwiegen Sehnsucht, Unzufriedenheit und Träume in den Gedanken des Prinzesschens. Durch diese Betonung zeigt der Spruch die Unreife des Prinzesschens am Anfang des Märchens. Sie ist zu sehr mit kindlichen Launen beschäftigt, um die Realität zu beachten.
Der zweite Spruch:
“Hörst du nicht die Wasser rauschen?
Komm, Prinzesschen, lass’ uns tauschen.
Gibst du mir dein armes Leben,
Will ich dir mein reiches geben.
Nimm dir meine goldne Wiegen.
Lass mich hier im Stübchen wohnen,
Nimm den Palast, nimm die Kronen,
Nimm mein Reich und meine Schätze,
Gib mir diese armen Plätze,
Gib mir deine liebe Not
Für mein fürstlich Zuckerbrot --
Gibst du deine Armut mir,
Geb ich Reichtum gern dafür.”
Und meine Übersetzung davon:
Do you not hear the water murmuring?
Come, little princess, let’s trade places.
You give me your poor life,
I will give you my rich one.
Let me lay in your little bed,
You take my golden cradle.
Let me live here in this chamber,
You take the palace, take the crowns,
Take my kingdom and my treasures,
Give me these poor places
Give me your dear plight
For my royal reward --
You give your poverty to me,
I’ll gladly give you riches.
In diesem Spruch erklärt das Nixchen den Tausch: Im Tausch für seine Familie kann das Prinzesschen Reichtum gewinnen. Die langsame Entwicklung der Handlung zeigt, dass “Prinzesschen” in einem für Kinder angemessenem Tempo erzählt wird. Durch subtile Wiederholung wird der Fehler des Prinzesschens betont, womit der Text hier eine Moral transportiert. In diesem Spruch ist auch die Manipulation des Prinzesschens erkennbar, ähnlich wie in dem ersten Spruch. Die Versuchung durch das Nixchen ist unerbittlich. Es verspricht viele Objekte, die mit Reichtum assoziiert werden: eine “goldne Wiegen,” einen “Palast,” “Kronen” und “Schätze” und reiches Essen (“Zuckerbrot”). Für ein Mädchen, das von Reichtum und einem anderen Leben träumt, klingen diese Versprechen unwiderstehlich. Genauso wie der erste Spruch sagt dieser Spruch nichts über die Güte der Familie des Prinzesschens aus. Allerdings sind es in diesem Fall nicht die Gedanken des Prinzesschens an die Familie, die fehlen, sondern es handelt sich dabei um eine vorsätzliche Auslassung des Nixchens. Es will nicht die zukünftigen Probleme des Prinzesschens hervorheben. An dieser Stelle erscheint das Nixchen als ein Bösewicht. Es verhält sich unehrlich und hinterhältig und nutzt die Unreife und die Träume des Prinzesschens bewusst aus. Es ist wichtig zu betonen, dass das Nixchen und das Prinzesschen nicht tatsächlich Freund*innen sind.
Der dritte Spruch:
“Mich friert auf den schwellenden purpurnen Kissen;
Mein liebendes Mütterchen muss ich vermissen.
Weit reicher wohl war ich, mein Röckchen zerrissen,
Weit besser versorgt ohne Schuh’ an den Füßen.”
Meine Übersetzung davon:
“I am cold on these swollen purple pillows;
I must miss my dear, loving mother.
I was far richer when my skirts were torn,
Far better cared for without shoes on my feet.”
Der dritte Spruch ist viel kürzer und erzeugt Angst intensiver als die vorhergehenden zwei. Hier beklagt das Prinzesschen die Sehnsucht nach seiner Familie und seinem alten Leben. Es hat jetzt die gleiche Erkenntnis erreicht wie das Nixchen: Familie ist viel wichtiger als Reichtum. In dem zweiten Spruch wurde Reichtum als ein Preis gezeigt, der aber jetzt abgelehnt wird. Die “purpurnen Kissen” sind kalt; die luxuriöse Kleidung ist wertlos im Vergleich zur mütterlichen Liebe. Dieser Spruch unterstreicht die Entwicklung des Prinzesschens. Jetzt versteht es die Realität und die Untiefe der Träume besser. Es beginnt auch zu verstehen, dass es seine Familie für selbstverständlich gehalten hat. Das bedauert das Prinzesschen und durch das Bedauern stellt es wachsende Reife unter Beweis.
Der vierte Spruch:
“Traurig bleibt’s an fremden Orten,
Blühn auch schöne Blumen dorten,
Traurig bleibt’s im fremden Lande,
Liegt auch reiches Gold im Sande,
Fremd und traurig sieht mich’s an
Und die Pracht hat weh getan.
Ach, im schimmernd hellen Saal
Sehn ich mich nach jenem Mahl
Froh die Mutter ruft die Bübchen,
Nennt sie ihre Herzensliebchen.”
Und meine Übersetzung davon:
I am still sad in strange places,
Although beautiful flowers bloom there,
I am still sad in this strange land,
Although abundant gold lays in the sand,
It looks strange and sad to me
And the splendor has caused me woe.
Oh, in the bright, shimmering hall
I long after each meal
For my mother happily calling the boys,
Calling them her sweethearts.
In diesem Spruch werden die arme Familie und der einsame Reichtum noch stärker miteinander kontrastiert. Ähnlich wie im dritten Spruch paart dieser Spruch ein Bild der Reichaltigkeit mit einem Gefühl der Sehnsucht. Das betont die Aktion-Folge-Beziehung, die “Prinzesschen” charakterisiert. Der Tausch des Nixchens und des Prinzesschens wird von dem Prinzesschen bedauert, aber es wird auch zur Lernerfahrung für beide. Das Nixchen lernt, dass Manipulation nicht nötig ist, um ein Ziel zu erreichen. Das Prinzesschen wiederum lernt, dass die Liebe einer Familie, insbesondere einer Mutter, viel wichtiger als Reichtum ist. Natürlich bekommt die Lernerfahrung des Prinzesschens mehr Aufmerksamkeit. Allerdings passen die Lernerfahrungen der beiden Figuren zum übergreifenden Thema der Wichtigkeit von Freundlichkeit. Das glückliche Ende zeigt jungen Leser*innen, dass Fehler nicht permanent oder unverzeihlich sind. Stattdessen kommt es darauf an, zu lernen.
Die Lernerfahrungen in “Prinzesschen” sind wesentlich weniger von Gewalt geprägt als die kanonischen Märchen der Gebrüder Grimm. Es gibt keine physische Strafe oder einen zauberhaften Fluch. Des Weiteren müssen das Prinzesschen und das Nixchen nicht zu Erwachsenen werden, auch wenn ihre Reifung ein Schlüsselthema ist.
Vollständige Übersetzung
Do you hear the mill? The water rushing? I think it looks magnificent, proud and noble next to the old, dilapidated little house. The droplets spray, flashing on the wind-beaten thatched roof and leaping up on the dull, cloudy windows that seem one-eyed, half sticky with paper and half tarnished blue with time. On the heap of straw, a herd of boys romped joyfully, about seven of them, all brothers. They looked like brothers, too, with their big heads, white-blond hair, and merry brown eyes. High above them, on a sunny throne, sat the youngest child in all her splendor. She looked proud and noble compared to her brothers like the water compared to the mill. Her beauty sparkled in the sun like the radiant droplets. The water and the child, they looked like cursed princesses in the midst of the nastiness, and the little princess was even known as such in the village. As one of her brothers invited her to play with him in the black puddles, she scornfully wrinkled her little nose, pulled her tattered skirt high in the air, stood on her little white feet with dignity, and scampered away over the dirt and toward the clear and clean stream which ran luminously between the green leaves and the blue forget-me-nots in glimmering waves.
The child knew well that she should not play by the water, but it was far too lovely there. She first sat down quietly, her fresh little face resting on her fat hands, little by little she stretched down, one foot after another. She laughed, and her little teeth glistened like pearls. Ever more desirously she moved toward the beautiful element, splashing to her heart’s desire like a little nixie. Everything sparkled to her, it was so delightful! With admiration, she saw her rosy little limbs, how they glowed and how the droplets looked like diamonds on her torn little wool skirt. The child splashed ever more recklessly, the water sprung ever higher, the rags became ever more brilliant. With pure joy she screamed again and again: “Now I am a princess, now I am a princess!”
Then an industrious-looking woman came out of the mill, burned red-brown, worn-out, and poorly clothed. She caught the tiny girl, shook her firmly free of all the glistening droplets, and said: “Now, wait, Princess, I will make a court for you,” as she gave her a pat. The woman embraced the child tightly with her rough arms, kissed her, cuddled her to the point of suffocation. “Little princess, little princess!” she cooed. “You could have drowned! The nixies could have come and taken you to their castle. You good-for-nothing! Think of yourself, far away from your mother in their castle-- you are pretty enough for that, you splendid girl, my dear!” With that, she carried her inside, undressed her, warmed her up, dried all the damp patches, pulled her stockings back on, kissed and cuddled her again and let her back under the supervision of one of the seven white-haired boys outside, back in the lovely sunshine.
The little princess, however, was still contemplating: the nixies would take her to their castle? That would be just right for her! She wanted to live in a castle. She had once peeked into a castle and seen little princes and princesses, all so beautiful, so lovely! -- The grand carriage, the pretty dolls, the colorful clothes, the servants, some even handsomer than the lords! -- Yes -- she wanted to live in a castle. In the mill, everything was horrid. Her brothers were clumsy, coarse farm boys, the living room was a dark hole, the bed was shoddy and made of straw. She sometimes even found her mother ugly, when she worked with the pigs in manure or walked around in rags, her gray hair like wool matted with dung, her nose like a fat, red potato and puckered like an old witch’s. The boys, her bullheaded brothers, could never be princes. She, however, could be quite a good princess, she thought; she only lacked the clothes and the castle.
In the evening, she was freed from her brotherly guards. She scornfully ignored her millet porridge. Now, everyone laid in their hot room and slept--the mother and the brothers snored, the mill wheel sang its lullaby. A little voice outside, however, sang steadily:
Come, little princess, come down here,
Leave the old clutter of the mill
It’s splendid to live down here,
To reward your beauty
Rich pearl crowns are growing.
Come, little princess, come down here,
And leave the old clutter.
The child became very warm. She did not sleep. She peeked outside at how the moon twinkled and twinkled, and from time to time the mill wheel sent a downpour of silver stars over the little window. It was too beautiful; she had to go outside. Quietly, she stood up. The others remained asleep. Secretly she crept away through the sleeping flowers and birds, to the chattering, never-still stream. In the room it was so humid, now she was revived. Wild with lust, she splashed in her little white shirt, bathed herself like a little bird on a hot day, all along yelling: “Nixie, take me to your castle, I want to be a princess!” Suddenly, a little nixie emerged, beautiful and glittering like the silver moon, far more lustrous than typical princesses. She said: “I cannot. when they do not find you, they will search for you. Then, they will disturb our water, and then-- you’ll get homesick like all human children that come to us. But wait! I want to show you our grandeur.” With that, she shook herself so that the droplets fell as real pearls. Then she built a castle out of amber and corals and she called all the sea animals and shells together--it was luxury that could not be described! The child stayed motionless, enraptured. More and more, her bright eyes widened and her little red mouth opened and she kept murmuring “I want to be a princess, I want to be a princess!”
Then came a sudden wail from the mill: the girl’s mother came running, all her brothers in their nightshirts behind her. She searched in despair for her child. Almost senseless with delight, the mother tore her from the water. There was a hug, a kiss! Punishment was forgotten in the face of joy and love. The angels in heaven looked down through the stars and smiled with contentment. The little nixie saw all of this too; and could not get enough of watching it. As the mother pulled the little one into her throng of cheering brothers, the little nixie heaved a sigh. She had hidden herself in the reeds so that no one could see her. When the moon rose and shone on all the treasures, which the child had abandoned, the little nixie collected them all and threw them in the stream, sighed again and dove under the shimmering waves. The little princess, however, had forgotten everything thanks to her mother and was now asleep in her arms.
When she woke in the morning, she quickly remembered everything. She was quarrelsome and cranky--nothing seemed right to her, everything doubly shoddy and ugly after the magnificence of the previous night. As she tied on her apron, into which her mother had put so much effort, she cried bitterly. She was not allowed to go to the water at all, and at night her mother sat at her little bed for ages until she was fast asleep. Only then would the mother go to bed herself.
Under the water, the little nixie wasn’t happy either. She didn’t want to play anymore. Her uncle Kühleborn, the water woman, the water children, she had asked them all, “Could you not love me, hug me, as the people do to each other?” “Do you know what she wants? I don’t, you don’t either, it’s nonsense.” With that, they fluttered away. Because of this, the little nixie dreamt up the idea that she would love to switch places with the child from the mill. That little girl wanted nothing more than to be a princess with beautiful clothes and a castle. When they switched places, no one would be missed and everything would go as usual. For days, she looked everywhere to catch the child, but she was too well-guarded. In doing this, she saw a thousand times the love and care that surrounded the child: how the mother cared for her, how fondly her brothers always treated her. She envied the child for these things more than anything, as the child in turn envied her for her castle. Longingly, she peeked through the clouded windows in the dilapidated little house as if it were a fairy palace.
Today, one of the bull-headed boys broke through one of the paper windows and left a large hole. To see the door open, so that one could enter if one wished, but nonetheless stay outside, was too much for the little nixie to bear. Quickly and quietly, she slipped inside and whispered softly and sneakily in the little princess’s little rose-red ear:
Do you not hear the water murmuring?
Come, little princess, let’s trade places.
You give me your poor life,
I will give you my rich one.
Let me lay in your little bed,
You take my golden cradle.
Let me live here in this chamber,
You take the palace, take the crowns,
Take my kingdom and my treasures,
Give me these poor places
Give me your dear plight
For my royal reward --
You give your poverty to me,
I’ll gladly give you riches.
The child nodded sleepily to all of this, sat up in her shabby little shirt, and said: “Are you going to keep me in your castle forever?” “Yes,” answered the little nixie, “but then I will belong in your place here, for I must have a home somewhere. I will give you my place in the castle, and you give me your place with your mother.” “She won’t accept you as her child,” said the little girl, “she knows her little princess too well.” “Ah, we will have to wait and see,” cried the little nixie. “I can be the little princess, look here!” And then the little nixie was gone and a second blond, sturdy, red-cheeked child stood in her place, similar enough to fool the eye. The real child’s eyes went wide, and she did not look very happy--but as the crown sparkled and the little nixie handed over her shimmering pearl necklace, she asked again: “Now, shall we go to my castle?” And they went down through the silver water into a golden amber hall. Everything flickered and glowed with splendor. The little nixie led the child to the crystal-clear throne, set her crown of pearls and water lilies on her head and said: “This is now your princess.” Then came thousands and thousands of nixies, all bearing gifts. Several of them blew on magnificent spiral shells; it was truly splendid. Nothing was ugly; everything was wonderful, rich, and beautiful. Little Princess hardly noticed that the little nixie disappeared. Now she lived in a real castle, was a real princess, had more beds than she needed to sleep in, more trinkets than she needed to play with, more servants than she needed to serve her, more clothes than she needed to wear, and far more food than she could eat. Now, she was satisfied.
The little nixie, in turn, snuck into the house in the tattered little skirt, laughing to herself with delight. She found the shabby little bed, kissed the youngest brother, who spread himself too wide, and nestled herself into him. The next morning, she did not resist her mother about wearing her apron and ran after her like a little dog. “I don’t know what happened to this child,” said the mother. “It’s as if she were exchanged, she was a flighty, restless child, and now she clings to my skirt like a fly.” The little nixie only smiled and was cuddled and kissed by the mother and the seven brothers and could never get enough. She found nothing ugly at all, caressing their red-brown cheeks and straw-like hair and gazing at them lovingly.
Many weeks went by like this. One night, there was knocking on the window as everyone slept, that only the little nixie heard. She knew it was the little princess. The child peered in, looking paler and thinner than before. She said: “Let’s trade places again, it is too cold for me down there.” “Oh, that won’t do,” said the little nixie. “I find it quite agreeable here.” “Let’s trade places again,” said the little princess. “I can’t take pleasure in anything anymore, no one down there has any love. They play and laugh, but I can’t laugh with them anymore. I long for my mother, she is still my mother.”[16] “You don’t look like the little princess of before; she wouldn’t recognize you at all.” Then the child went to her mother and cried and cried, and then crept back outside. The little nixie pulled the covers over her ears, so that she would no longer hear the sound.
The next night was the same; the little princess came and cried. She sang:
I am cold on these swollen purple pillows;
I must miss my dear, loving mother.
I was far richer when my skirts were torn,
Far better cared for without shoes on my feet.
The little nixie acted as if she heard nothing; although she heard it full well, and the very love she had won said: “give her her mother back, have you not learned how sweet it is to have one? Much sweeter than castles, rich clothes, pearls, and gemstones.” But she could not decide. In the morning she embraced the coarse woman so fiercely and long, that she said as she detached the firm little arms, “Now, now, that’s enough, we have no time for flattery, even if we love each other. But look here, I sewed your clean Sunday skirt and knitted your stockings, because you are my dear child.” The little nixie cast her eyes down, and I think they were full of tears, she wanted so badly to keep the dear, loving mother. That’s why she had exchanged places with the little princess so eagerly, and given her her golden castle.
The third night, the child came back and sang:
I am still sad in strange places,
Although beautiful flowers bloom there,
I am still sad in this strange land,
Although abundant gold lays in the sand,
It looks strange and sad to me And the splendor has caused me woe.
Oh, in the bright, shimmering hall I long after each meal
For my mother happily calling the boys,
Calling them her sweethearts.
“I will not come anymore,” she said and bent over her mother. “I must not.” She softly kissed all of her brothers. The little nixie saw all of this, and her heart became very warm. Suddenly she seized the child, pulled her near and whispered: “If your mother still recognizes you, I will give you back to each other and return to my cold castle.” The little princess shouted so loudly with joy that she woke everyone. Yes, her mother still recognized her--how would a mother not recognize her child? No matter how different she looks. She explained everything. The bullheaded boys gathered, their eyes and ears wide open, listening to the fantastic story. They were so preoccupied with each other that they had totally forgotten the little nixie, who sighed once more and jumped through the window into the millstream. As the waves sprayed silver, they remembered her--they ran to the window and shouted, but all was quiet. The stream babbled, frolicked, and glittered in the moonlight as if nothing had happened, and the mill wheel roared and roared.
The next morning, in the bright sunlight, the family all stood before the door. There was a little girl, crying on the threshold. As she lifted her face, they recognized with joy that it was the little nixie. The woman seized her with both arms, lifted her high in the air, and gave her a rough kiss. Still crying, she said: “They have no use for me down there anymore, because I have become a human child, and you up here have no use for me, for you have your own child back. Where should I go? Where is my home? Where do I belong? Who loves me? Where do I find a mother?” “Here,” said the woman, “you should be the little princess’s sister and my child. We have love for you and you have love for us!”
Whoever looks for such a home, will always find one, either in heaven or on Earth.
Übersetzungsprozess
Ich belegte in meinem zweiten Studienjahr einen Übersetzungskurs in Französisch, der mir geholfen hat, Fertigkeiten im Übersetzung zu entwickeln. Allerdings stellte dieses Projekt eine besondere Herausforderungen dar. Diese Übersetzung ist mein erster Versuch, ein ganzes Werk zu übersetzen. Vorher habe ich nur Auszüge übersetzt, die oft nur wenige Seiten lang waren. Zusätzlich hat “Prinzesschen” besondere Schwierigkeiten, weil es so alt ist. Genauso wie ältere Texte auf Englisch schwerer als moderne Texte zu lesen sind, ist “Prinzesschen” sprachlich herausfordernd für moderne Leser*innen, auch wenn es für Kinder geschrieben wurde. Natürlich war es besonders schwer für mich, weil ich keine Muttersprachlerin bin. Dennoch betrachte ich den gesamten Prozess als äußerst gewinnbringend für mich.
Als Erstes lese ich den ganzen Text, den ich übersetze. Dann erstelle ich das, was ich meine erste Version nenne. In der ersten Version übersetze ich den Text so nah wie möglich am ursprünglichen Text. Wenn ich mir bei etwas nicht sicher bin, schreibe ich den Satz oder das Wort in Rot. Ich tippe meine Übersetzung in ein Word-Dokument, sodass ich mit der Kommentarfunktion arbeiten kann. In den Kommentaren schreibe ich die ursprüngliche Phrase oder das Wort, über die/das ich Fragen habe. Außerdem notiere ich spezifische Fragen. So gehe ich durch den ganzen Text.
Dann folgt meine zweite Version. Ich habe eine grobe Übersetzung mit rotem Text und Kommentaren und kann diese nun erneut lesen, um meine Arbeit zu verfeinern. Der Schwerpunkt der zweiten Version unterscheidet sich von dem der ersten. Anstatt auf die wörtliche Bedeutung konzentriere ich mich jetzt auf den Klang in der neuen Sprache (in diesem Fall, Englisch). Ich will, dass die Übersetzung so natürlich und geschmeidig wie möglich auf Englisch klingt. Weil Englisch meine Muttersprache ist, war dieser Teil sehr instinktiv. Die zweite Version gefällt mir am besten. Eine Übersetzung ist wie eine Art Rätsel. Ich mag die Chance, ein bisschen kreativ zu sein, sodass ich das Rätsel lösen kann.
Nach der zweiten Version kommen manchmal Fragen auf. Deshalb half mir meine Professorin. In diesem Fall gab es einige Wörter, deren Übersetzungen ich nicht finden konnte. Manchmal waren die Wörter einfach alt, und manchmal wurden sie in einer Weise, die ich nicht verstanden habe, benutzt. In beiden Fällen arbeiteten meine Professorin und ich zusammen, um angemessene Übersetzungen zu finden.
Es gab viele Wörter, mit denen ich beim Übersetzen zu kämpfen hatte. Zum Beispiel nennt Olfers die sieben Brüder immer wieder “Dickköpfe.” Ich verstand die Bedeutung auf Deutsch, aber die direkte englische Übersetzungen waren “thick heads” oder “big heads.” Weder vermittelt dies die korrekte Bedeutung, noch klingt es natürlich auf Englisch. Wenn “Dickköpfe” als Adjektiv erschien (also “dickköpfitg”), benutzte ich “bullheaded” und ich denke, dass das sehr gut auf Englisch funktioniert. Die Schwierigkeit war die Substantivform. “Bullheads” existiert im Englischen nicht und es gibt kein gutes gleichwertiges Nomen. Um dieses Problem zu lösen, benutzte ich immer “bullheaded boys” als Übersetzung für “Dickköpfe,” sodass “bullheaded” nur als Adjektiv erscheint, und daher in meinem übersetzten Text natürlich auf Englisch klingt.
Es gab auch andere Wörter, die ich schwierig fand. Die Mutter nennt das Prinzesschen ihr “Herzenskind” und ich war mir nicht sicher, wie ich das Wort übersetzen soll. Die direkte Übersetzung ist “heart’s child”, aber ich dachte, dass “dear child” besser auf Englisch klingt. Immer noch war ich unsicher, weil keine der englischen Versionen perfekt ist. Schließlich wählte ich “dear child,” weil ich mich dazu entschied, dass ein natürlicher Klang am wichtigsten war.
“Irrwisch” war ein anderes Wort, das die Mutter für das Prinzesschen benutzt, das keine direkte englische Übersetzung hat. Auch hier verstand ich den Sinn dieses Wortes, aber es war ein bisschen schwer, eine gute Übersetzung zu finden. Schließlich wählte ich “restless, flighty child.” Ich musste mir mehr kreative Freiheit für diese Übersetzung nehmen und das ließ mich ein bisschen zögern.
Unbekannte Verben waren auch eine Schwierigkeit für mich. Bevor ich “Prinzesschen” las, haben ich von diesen Wörtern nie gehört und als ich sie suchte, konnte ich sie nicht finden. Es fehlte der Zusammenhang, um die Bedeutung zu erkennen. Meine Professorin musste mir helfen, um diese Verben zu verstehen. Die Verben waren “sperren,” “einhergehen” und “herumwirtschaften”. In den letzteren zwei Fällen verwirrten mich die Präfixe. Von diesen Varianten dieser Verben habe ich vorher nie gehört.
Hinsichtlich des Inhalts gab es auch einige Formulierungen, bei denen mir zu Beginn das Verständnis für die Übersetzung fehlte. Das erste lautet “schrie sie auf einmal über das andere”. Olfers benutzte diese Phrase, um das Prinzesschen wieder und wieder schreien zu lassen “jetzt bin ich eine Prinzess!”, aber ich missverstand die Bedeutung. Ich dachte, dass das Prinzesschen die Phrase zu seinen Brüdern schrie, aber das ergab keinen Sinn, weil es den Brüder missfiel, wenn das Prinzesschen im Wasser spielt.
Eine andere Phrase, die ich nicht verstand, war “Morgens beim Erwachen fiel ihr erst alles wieder ein”. Die Phrase erscheint, nachdem das Nixchen und das Prinzesschen sich zum ersten Mal treffen. Das Prinzesschen schlief ein und vergaß das Nixchen und seine Schätze, aber es erinnerte sich an alles am Morgen. Ich verstand, dass die Gefühle von der vorherigen Nacht zum Prinzesschen zurückkamen, aber ich war nicht sicher, ob ich alle Details verstand und eine gute Übersetzung anfertigen konnte. Meine Professorin half mir, um die Nuancen dieser Phrase zu klären. Die Übersetzung, für die wir uns entschieden, war “When she woke in the morning, she quickly remembered everything.” “Einfallen” als “remember” zu übersetzen ist keine übliche Übersetzung, aber es traf den originären Sinn am besten.
Die Phrase “Wir wollen uns wieder tauschen” machte mir zu schaffen. Im Gegensatz zu den anderen Phrasen verstand ich sie, aber ich kämpfte damit, sie zu übersetzen. Ich steckte fest, weil ich die Wortordnung zu behalten versuchte. Ich wusste allerdings, dass “we want to trade back places” nicht richtig war, weil das Nixchen nicht wieder tauschen wollte. Mit meiner Professorin bestimmte ich, dass die Phrase Imperativ sein soll. Also war die übersetzte Version “Let’s trade places again.”
Zusätzlich zu den Herausforderungen mit dem Vokabular bietet dieser Text auch besondere Herausforderungen wegen des Alters, zum Beispiel die Pronomen. Manchmal war es schwer zu bestimmen welche Figur spricht oder etwas macht, weil es mehr als ein Pronomen für eine Figur gab. Zum Beispiel wurde die Hauptfigur “das Prinzesschen”, “das Mädchen”, “das Kind” und auch “sie” genannt. Gleichfalls benutzte Olfers “das Nixchen” und “sie” für das Nixchen. Das bedeutet, dass für beide “es” und “sie” als Pronomen benutzt wurde. Darum waren einige Szenen schwierig zu interpretieren, weil ich nur den Zusammenhang hatte, um die Handelnden zu erkennen. Manche Szene missverstand ich und meine Professorin musste mich anleiten, damit ich zu einem besseren Textverständnis gelang. Trotz ihrer Hilfe gab es noch Sätze oder ganze Szenen, die schwer waren. Zum Beispiel gab es in der Szene, in der das Nixchen und das Prinzesschen mitten in der Nacht im Wasser sind, einen Satz, über den wir lange nachdenken mussten. An dieser Stelle in der Geschichte ist das Prinzesschen zurück bei seiner Familie und das Nixchen bleibt am Wasser zurück mit den Dingen, die es dem Prinzesschen gezeigt hat. Der ursprüngliche Text lautet: “Wie nun der Mond alle seine Schätze beglänzte, die sie wie schlechtes Gut am Wege hatte liegen lassen...”. Auch mit der Hilfe meiner Professorin war es sehr schwer zu sagen, zu wem die Schätze gehörten. Einerseits hat das Nixchen die Dinge gezaubert, aber andererseits weist die Phrase darauf hin, dass die Dinge zum Mond gehören. Schließlich entschieden wir uns für die folgende Übersetzung: “When the moon rose and shone on all the treasures, which the child had abandoned... “ Damit vermeiden wir eine Zuordnung der Schätze als Eigentum insgesamt, aber die Übersetzung ist immer noch logisch und klingt gut auf Englisch.
Ein andere, große Herausforderung waren die unterlassenen Nomen. Meine Professorin sagte, dass das typisch für ältere deutsche Texte war. Zum Beispiel gibt es einen Satz, der sagt: “Das richtige machte große Augen...” “Das richtige” weist auf das Prinzesschen hin, aber das steht nicht im Text. “Richtige” ist auch nicht großgeschrieben. Darum bemerkte ich nicht, dass “das richtige” eine Figur (das Prinzesschen, das richtige Mädchen) war, und konnte den Satz nicht verstehen.
Auch wenn es schwierig war, lernte ich viel durch den Übersetzungsprozess. Als ich “Prinzesschen” das erste Mal las, fühlte ich eine starke, emotionale Beziehung zur Geschichte, aber nach dem Übersetzen habe ich auch ein tiefes intellektuelles Verständnis des Textes gewonnen. Ich verstehe auch besser die Aussage des Textes.
Das ganze Märchen ist voll von Vokabeln, die ein bisschen repetitiv sind, um einige Themen, zum Beispiel Luxus und Schönheit, zu betonen. Insbesondere verstehe ich die Rolle des Luxus innerhalb der Geschichte besser. Beim Lesen erkannte ich, dass Olfers viele Wörter wie “blitzend”, “strahlend”, und “glänzend” benutzt, aber beim Übersetzen fand ich mehr Wertschätzung für die sprachliche Wirkung dieser Wörter. Zuerst betonen die Vokabeln die Stärke der Sehnsucht des Prinzesschens für den Luxus. Das Märchen wird in der dritten Person erzählt, aber wir werden an einigen Stellen in die inneren Gedanken vom Prinzesschen und dem Nixchen hineinversetzt. Folglich können wir die Wichtigkeit des Luxus für das Prinzesschen nachvollziehen. Beim Übersetzen musste ich die Wiederholung der Wörter ausgleichen. Ich wollte nicht die gleichen Wörter wieder und wieder benutzen, aber ein bisschen Wiederholung war auch wichtig, um den Stil und die Wirkung des ursprünglichen Textes nachzubilden. Die beste Technik schien, so nah wie möglich beim ursprünglichen Text zu bleiben. Im Kern wiederholen, was Olfers wiederholte und neue Wörter benutzen, wo sie neue Wörter benutzte. Das einzige Problem mit dieser Technik bestand darin, dass die beste Übersetzung auf Englisch und das ursprüngliche Deutsch nicht übereinstimmten. In diesem Fall musste ich ein bisschen sorgfältiger mit meiner Wortwahl sein. Die zweite Wirkung, die diese sich wiederholenden Wörter haben, ist die Grundstimmung der Geschichte. Olfers entwirft viele beschreibende Passagen. Die binäre Vokabeln helfen, um den Gegensatz zwischen der Mühle und dem Schloss zu betonen. Wie ich bereits erwähnte, ist die Wiederholung der besonderen Wörter wichtig, aber der allgemeine sprachliche Reichtum ist am wichtigsten. Oberflächlich betrachtet macht die Bildsprache das Märchen unterhaltsamer, einprägsamer und ansprechender für Kinder. Genauer gesagt unterstreicht der Fokus auf die visuellen Aspekte der Figuren und der Landschaft in dem Märchen auch die Obsession des Prinzesschens mit der Ästhetik.
Daher können die Leser*innen nachvollziehen, wie das Nixchen diese Obsession so einfach ausnutzen konnte. Ich bemerkte diese Beziehung zwischen Sprache und Themen nicht, als ich “Prinzesschen” zum ersten Mal las, aber der Übersetzungsprozess hat meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt.
Der Übersetzungsprozess gab mir auch eine neue Wertschätzung für die Tiefe der weiblichen Figuren im Gegensatz zu den Brüdern. Als ich übersetzte, wurde es immer offensichtlicher, wie wenig Wörter Olfers benutzt, um die Brüder zu beschreiben. Während sie immer eine Variante von “course boys” oder “bullheaded boys” sind, erhalten die Mutter, das Prinzesschen und das Nixchen viel mehr Beschreibungen. Auf den ersten zwei Seiten des Märchens ist fast alles Beschreibung und fast alles davon sind Beschreibungen der Mutter und des Prinzesschens. Ihre körperlichen Erscheinungen wurden ausführlich beschrieben, um ihre Persönlichkeiten zu zeigen und miteinander zu kontrastieren. Die körperliche Erscheinung des Nixchens wird nicht wirklich diskutiert, aber die Rezipient*innen sehen im Gegensatz zu den Brüdern viel mehr komplexe Gedanken und innere Motivationen von ihr. Es gibt keine Beispiele der Gedanken von den Brüdern im Text. Bevor ich “Prinzesschen” übersetzt habe, spürte ich einen protofeministischen Unterton in dem Märchen. Das Gefühl wurde noch stärker durch den Übersetzungsprozess. Jetzt ist es noch verständlicher, warum die weiblichen Figuren am wichtigsten in dem Märchen sind und die Brüder meistens als ergänzende Figuren ohne individuelle Persönlichkeiten, Gedanken oder Gefühle fungieren. Die Folge davon ist, dass die Leser*innen dazu angehalten werden, sich auf die weiblichen Gefühle, Motivationen und Beziehungen zu konzentrieren.
Illustrationen
Während meines Forschungsprozesses bin ich auf eine Märchensammlung von Olfers gestoßen, die Drei Märchen heißt. Sie enthält “Prinzesschen” und zwei andere Märchen, “Sonnenstrählchen” und “Das ABC,” die alle von Olfers geschrieben wurden. Insgesamt finden sich acht Zeichnungen, einschließlich des Buchdeckels, in der ganzen Sammlung. Sie sind alle Tuschezeichnungen mit hellen Farben, mit Ausnahme des Rückdeckels. In “Prinzesschen” kommen zwei Zeichnungen vor. Die Farben geben den Zeichnungen Energie und vertiefen ihre Bedeutung. Die Figuren wirken hübsch und engelhaft. Es gibt nicht viele Illustrationen in der Märchensammlung, aber die wenigen Illustrationen, die da sind, verleihen der Märchensammlung eine sanfte Wirkung.
Die vordere Abdeckung der Märchensammlung (oben) zeigt eine weibliche Figur, die aus dem Wasser hervorkommt. Sie trägt ein weites, gelbes Kleid und eine strahlende Krone. Es sieht so aus, als ob Sonnenstrahlen von der Krone kommen würden. Ihr Körper, Haar und Kleidung sind alle gelb, im Gegensatz zum blauen Wasser und dem Himmel. Im Wasser kann man “Märchen” und “M.v.Olfers” in schwarzer Schrift lesen.
Es ist nicht ganz ersichtlich, um welche Figur aus der Märchensammlung es sich handelt. Sie ähnelt dem Nixchen in “Prinzesschen,” aber sie könnte auch das “Sonnenstrählchen” repräsentieren. Ungeachtet dessen vertritt die Figur auf der vorderen Abdeckung die mystischen, weiblichen Figuren, die Olfers in ihren Märchen darstellt. In kanonischen Märchen treten oft auch mystische, weibliche Figuren auf, aber Olfers unterscheidet sich, weil ihre Figuren mehr emotionale Tiefe und persönliche Entwicklung haben. Das Nixchen zum Beispiel ist am Anfang ein Bösewicht, aber es lernt im Verlauf der Geschichte Mitgefühl zu zeigen. Obwohl das “Prinzesschen” die Hauptfigur ist, macht das Nixchen auch eine wichtige Charakterentwicklung durch. Daher, so lässt sich schlussfolgern, handelt es sich bei der Darstellung auf dem vorderen Deckel nicht nur um eine Darstellung der magischen “Anderen,” sondern um die Darstellung einer Figur mit emotionaler Komplexität.
Die Rückseite der Märchensammlung (oben) ist deutlich weniger hell und farbig als die andere Seite und die Zeichnungen. Alles ist blau und weiß, aber der Deckel ist auch grau und mit der Zeit verfärbt. Die Rückseite ist die einzige Bebilderung ohne Figuren in der ganzen Märchensammlung. Sie bildet wahrscheinlich die Mühle von “Prinzesschen” ab. Wir sehen das Wasser, das Häuschen und das Mühlrad in den gedämpften Farben der Nacht. Das Bild vermittelt einen Eindruck der Finalität, als ob die Mühle verlassen wäre. Vielleicht ist die Familie noch in dem Häuschen, vielleicht nicht, aber unser Zugang zu ihrem Leben und ihrer Geschichte ist vorbei. Seltsamerweise kreiert dieses Bild ein Gefühl der Realität. Wenn das Häuschen ohne Figuren oder Handlung noch steht, könnte dieses Märchen möglicherweise Wirklichkeit sein. Diese mehrdeutige Verbindung zur Realität erscheint oft in Märchen und ist daher eine Ähnlichkeit zwischen den Kunstmärchen von Olfers und Märchen von anderen Autoren und auch kanonischen Märchen.
Während der Kunststil zwischen den drei Märchen in der Märchensammlung ähnlich ist, gibt es einige Besonderheiten bei “Prinzesschen.” Als erstes sind die Farben ein bisschen anders. Die Zeichnungen in “Prinzesschen” sind weniger bunt als die Zeichnungen in “Sonnenstrählchen” und “Das ABC.” Überwiegenden dominieren Blau- und Gelbtöne in “Prinzesschen,” aber die anderen Zeichnungen enthalten auch orangene und lila Farben. Als zweites gibt es mehr Natur in den Zeichnungen bei “Prinzesschen” als in den anderen zwei Märchen. In der ganzen Märchensammlung gibt es nur zwei Illustrationen, in welchen die Figuren offensichtlich draußen sind. Eine ist gegenüber von der Titelseite (also nicht innerhalb einer Geschichte) und die andere ist in “Prinzesschen.” Darüber hinaus scheint Natursymbolik wichtiger in “Prinzesschen” als in den anderen Märchen zu sein. Der Mond erscheint in beiden Illustrationen von “Prinzesschen,” zusätzlich zu der Illustration auf der Rückseite. In den Illustrationen bei den anderen Märchen gibt es nichts Ähnliches.
Alle Zeichnungen in der Märchensammlung (außer der Rückseite) scheinen auf die Figuren fokussiert zu sein. Die Figuren bekommen immer Details bei Olfers; ihre Kleidung ist zerknittert und ihre Gesichter drücken Gefühle aus. Ihre Hände halten Dinge und tun etwas--sie interagieren miteinander. Die Hintergründe wirken im Gegensatz dazu unvollständig. Es gibt Fenster, Gardinen und Regale, wenn sich die Figuren in Innenräumen aufhalten, aber nur so viel, um generell auf die Umgebung hinzuweisen. Das ganze Objekt ist fast nie sichtbar. Dieser Fokus auf den Figuren spiegelt den Schwerpunkt des Inhalts auf Emotionen und persönliche Entwicklung wider. Genauso wie in Olfers’ Märchen stehen die Figuren im Mittelpunkt, während die Hintergründe und Objekte als bloße Kulisse fungieren. Auch interessant ist, dass die meisten Figuren in den Bildern weiblich zu sein scheinen. Bei “Prinzesschen” sind die Brüder in einem von den Bildern, aber der Fokus ist deutlich auf den weiblichen Figuren.
Von den zwei Bildern in “Prinzesschen” ist das erste (oben) ein bisschen dunkler. Es zeigt die Szene, in der das Prinzesschen und das Nixchen sich in der Nacht treffen. Auf der rechten Seite steht das Nixchen. Es trägt eine Krone, die so aussieht, als ob sie aus Perlen und Blumen gemacht wurde. Es hat langes, blondes Haar und trägt ein Kleid, das einer Toga ähnelt. Der Stoff rieselt von seinem Körper und bedeckt alles, außer seinem Gesicht, seinem linken Arm und seinen Händen. Die Hände bieten dem Prinzesschen, das im Wasser kniet, eine goldene Krone an. Es ist in einem blaugrauen Nachthemd und einem Kopftuch gekleidet. Sein Haar ist genauso mattblond wie das des Nixchens, aber es hat einen jugendlichen Haarschnitt mit einem Pony. Sein Mund ist verwundert geöffnet, und es hält seine Hände vor sich, ebenfalls geöffnet. Seine Augen sind auf die Krone konzentriert. Das Gesicht des Nixchens wirkt friedlich und sittsam. Seine Augen sind entweder geschlossen oder gesenkt. Sein Ausdruck ist fast engelhaft, im Gegensatz zu seiner wahren hinterhältigen Intention in dieser Szene.
In dieser Zeichnung variieren blaue und gelbe Farben. Die Figur des Nixchens ist meistens gelb und die Figur des Prinzesschens ist meistens blau, aber das Blau ist heller als das Blau des Wassers und der Wolken. Auch wenn das Papier hellgelb ist, gibt es einige Dinge, die stark weiß sind. Der Mond, sein Spiegelbild im Wasser und die Blume auf der Krone des Nixchens sind alle weiß. Die Wichtigkeit des Mondes ist durch diese Zeichnung betont. Er symbolisiert das Geheimnis der Nacht. Weil es dunkel ist und die Familie schläft, kann das Prinzesschen nach draußen gehen. Aus den gleichen Gründen kann das Nixchen es manipulieren. Der Mond stimmt auch mit dem Geheimnis des Wassers überein. Beide sind etwas in der Natur, was schön und unerreichbar ist, zumindest für das Prinzesschen an dieser Stelle in der Geschichte. Das Nixchen funktioniert daher als Zugangspunkt für das Prinzesschen. Darum interessiere ich mich so sehr für den Gesichtsausdruck des Nixchens in dieser Zeichnung. Auch wenn die Leser*innen sehen, dass das Nixchen der Bösewicht ist, sieht das Prinzesschen das Nixchen als Engel.
In der Märchensammlung befindet sich diese erste Zeichnung gegenüber von der Szene, in der das Prinzesschen zum ersten Mal im Wasser spielt und von ihrer Mutter gerufen wird. Daher erscheint diese Zeichnung nicht gegenüber von der Szene, die sie abbilden soll, sondern viel früher. Das finde ich interessant, weil ich die Nachtszene als ganz entscheidend erachte. Der Kern der Geschichte an dieser Stelle ist, dass das Nixchen und das Prinzesschen ihre Wünsche klar bestimmen. Ich finde es ein bisschen seltsam, dass Olfers diese Szene vorwegnimmt. Wäre es nicht wirkungsvoller, wenn das Nixchen erst dann im Bild erscheint, wenn es im Text als Figur auch erwähnt wird? An diesem Punkt im Text weiß das Prinzesschen nichts über die wirkliche Existenz des unterseeischen Bereichs des Nixchens. Es scheint eigenartig, dass die Leser*innen wissen, dass das Nixchen echt ist, bevor es das Prinzesschen weiß.
Die zweite Zeichnung (oben) im Verlauf von “Prinzesschen” zeigt eine Szene innerhalb des Häuschens bei der Mühle. Das Prinzesschen, erkennbar durch seine Kopfbedeckung, liegt im Bett neben drei von ihren Brüdern. Das Nixchen sitzt neben dem Bett, wieder größer als die menschlichen Kinder. Seine Augen sind entweder geschlossen oder auf die Kinder gerichtet. Sein Mund ist geöffnet, als ob es sprechen würde. Die Brüder schlafen, aber das Prinzesschen schaut das Nixchen an. Das Prinzesschen sieht verstört aus; seine Augenbrauen sind dicht beieinander. Der Gegensatz zwischen dem Prinzesschen und ihren Brüdern unterstreicht den Gegensatz zwischen der Gemütlichkeit der Brüder mit ihrem Lebensstil und der Unzufriedenheit des Prinzesschens. Im Hintergrund sehen wir durch das Fenster wieder den starken, weißen Mond. Neben dem Fenster gibt es etwas, das Heu auf einem Regal ähnelt. Diese Details im Hintergrund betonen die ländliche Umgebung der Geschichte und die ursprüngliche Identität des Prinzesschens. Die Lage des Mondes zeigt auch, wie die Sehnsucht die inneren Gedanken des Prinzesschens bestimmen. Auch wenn es im Bett mit ihrer Familie ist, denkt es an die Natur und seine Träume. Für die Leser*innen verweist der Mond als ein Symbol darauf.
Die Farben in der zweiten Zeichnung sind ähnlich wie die in der ersten. Die Zeichnung wird noch einmal von Blau und Gelb dominiert, aber diesmal benutzte Olfers mehr und hellere Farben. Zum Beispiel gibt es eine Pflanze im Fenster, die grün ist. Das Regal, auf dem das Heu liegt, ist orangebraun. Das Gelb in dieser Zeichnung ist auch wärmer als in der ersten. Dort, wo das Nixchen sitzt, ist das Gelb leuchtend. Das Haar des Nixchens und das Heu strahlen ebenfalls eine Wärme durch die Farbgebung aus. Der Gegensatz zwischen den Farbtönen in den Zeichnungen betont den Gegensatz zwischen den jeweiligen Reichen des Nixchens und des Prinzesschens. Das Wasser, die Nacht und die Natur sind kalt und mystisch. Sie sind mit minimalen, gedämpften Farben abgebildet. Andererseits ist es warm und hell in dem Häuschen, in dem die Familie lebt. Interessanterweise sind das Blau und Grau in dieser Zeichnung auf das Nixchen konzentriert. Es ist, als ob alles in dem Häuschen warm und golden ist, während die grauen Schatten nur vom Nixchen ausgehen. Die Schatten funktionieren fast wie eine Vorahnung der Unruhe, die das Prinzesschen erwartet. Ebenfalls interessant ist, dass die Rezipient*innen die Sehnsucht des Prinzesschens in beiden Zeichnungen sehen, aber das Gesicht des Nixchens ist in beiden Fällen ruhig ist. Im Text entsteht der Eindruck, dass beide, das Prinzesschen und das Nixchen, Hauptfiguren sind--aber die Zeichnungen drücken nur die Gefühle des Prinzesschens aus. Es schaut das Nixchen mit Verlangen an und erkennt das Nixchen als Engel, auch wenn das Nixchen nicht wirklich gut ist. Der eindringliche Mond und der friedliche Ausdruck des Nixchens unterstützen meine These, dass die Zeichnungen die Sicht des Prinzesschens zeigen. Und weil die Zeichnungen aus seiner Perspektive sind, ist das Prinzesschen die wahre Hauptfigur.
Die Platzierung der zweiten Zeichnung ergibt viel mehr Sinn als die der ersten. Das Bild erscheint gegenüber von der Szene, in welcher das Nixchen das Prinzesschen zum ersten Mal in die Unterwasserwelt mitnimmt. Es bildet die Szene ab, in der das Prinzesschen im Bett mit seinen Brüdern liegt und das Nixchen ins Häuschen kommt und zum Prinzesschen flüstert, um es zum Tausch zu verleiten. Die zweite Zeichnung erscheint viel näher zu ihrem inhaltlichen Gegenstück als die erste, nämlich direkt nach der Szene, die sie abbildet. In diesem Fall nimmt Olfers mit der Zeichnung nichts von der Handlung vorweg. Diese typische Platzierung hilft den Leser*innen, das Bild sofort zu verstehen. Meiner Meinung nach funktioniert die zweite Zeichnung daher besser als ergänzende Orientierung zum Text als die erste.
“Prinzesschen” wurde für die Erziehung von Kindern genutzt und das Prinzesschen ist die Figur, die diesem Zweck des Textes zugutekommt. Daher erscheint es nur sinnvoll, dass Olfers den Stellenwert dieser Figur in den Zeichnungen betont, sodass Kinder ihre Figur am meisten beachten. Auch Kinder, die noch nicht lesen können, könnten die Bilder sehen und interpretieren. Wenn die Kinder sich in ihrer eigenen Vorstellungswelt auf das Prinzesschen beziehen, internalisieren sie das Anliegen der Geschichte. Auch wenn das Nixchen im Verlauf der Geschichte reift, ist es als Charakter nicht so zugänglich für Kinder wie das Prinzesschen. Es ist auch nicht das Beispiel, dem man folgen sollte.
Abschluss
“Prinzesschen” bietet einen besonderen Blick auf die familiären Themen der Mutterschaft und Schwesternschaft und zeigt die Wichtigkeit von Großzügigkeit und Güte. Egal wie viel Zeit vergeht, Märchen sind immer faszinierend und bewegend. Die Unterhaltung in den euroatlantischen Gesellschaften wird seit Jahrhunderten von Märchen beeinflusst. Auch wenn die meiste Menschen glauben, dass Märchen hauptsächlich für Kinder sind, ist das Genre wirklich für ein viel breiteres Publikum offen. Laut Jarvis gibt es “Märchen für Erwachsene, Märchen für Kinder, Märchen zur Belehrung und zur Erziehung, Märchen zur Einheits- und Identitätsstiftung und nicht zuletzt zur Unterhaltung” (320). Obwohl Märchen viel Aufmerksamkeit bekommen, konzentriert sich die gängige Märchenforschung auf kanonische Märchen von den Gebrüder Grimm oder den Disney Studios sowie Kunstmärchen von Männern. Kunstmärchen von Frauen sind genauso faszinierend und ebenso wichtig. Die Beschäftigung mit ihnen bietet einen Anlass dafür, sich vom Kanon zu befreien und die Annahmen über typische Märchen herauszufordern.
[1] Alle Zitate aus der Sekundärliteratur, die ursprünglich ins Englische geschrieben wurden, sind übersetzt von mir. Die ursprünglichen englischen Zitate sind mit Fußnoten versehen; “canon creators” (Koehler 4)
[2] “Heavily influenced by the hegemony of Disney Studios” (Duggan et. al. 3)
[3] “It was women who controlled the oral retelling of fairy tales traditionally, it was just men (i.e. the Grimms) who collected and published them.” (Koehler 149)
[4] “Male value system” (Koehler 2)
[5] “Absent patriarch has no consequence on the plot” (Hyner 4)
[6] “Repetitive [...] rather than creative.” (Koehler 8)
[7] “More than 400 German-speaking women wrote fairy tales in the nineteenth century” (Koehler 145)
[8] “Not always all that interested in men” (Koehler 147)
[9] “Fascinated by some otherworldly female” (Kohler 146)
[10] “The other” (Koehler 146).
[11] “Although scholarship of the last thirty years has begun to bring fairy tales by women to the forefront, it has barely scratched the surface” (Koehler 149)
[12] “Matriarchal, single-parent home” (Hyner 13)
[13] “Alternative interpretations of female agency and sisterhood [...] also debases traditional concepts of family” (Hyner 1)
[14] “Pitted against each other” (Hyner 12)
[15] “Prescribes collaboration and compromise.” (Hyner 12)
[16] Meine Hervorhebung.
Samantha Allman is a recent graduate of Skidmore College.
Bibliografie
Duggan, Anne E., et al. “Introduction.” Women Writing Wonder: An Anthology of Subversive Nineteenth-century British, French, and German Fairy Tales, by Julie L. J. Koehler et al. Wayne State University Press, Detroit, Michigan, 2021, pp. 1-19.
Hyner, Bernadette H. “Not Another Grim(m) Tale: The Rights of Passage in Marie von Olfers’ ‘Little Princess.’” The Sophie Journal, vol. 1, no. 1, 2011, https:// doi.org/10.15173/sj.v1i1.168. Accessed 10 February 2023.
Jarvis, Shawn C. “Emanzipierte Märchenwelt.” EMMA, Nov.-Dec. 2013, www. emma.de/artikel/im-reich-der-wuensche-313015. Accessed 10 February 2023.
Jarvis, Shawn C. “Nachwort.” Im Reich der Wünsche: Die schönsten Märchen deutscher Dichterinnen. CH Beck, 2014, 319-332.
Jarvis, Shawn C., and Jeanine Blackwell. The Queen’s Mirror: Fairy Tales by German Women 1780-1900. University of Nebraska Press, 2001.
Koehler, Julie L. J., “Kind Girls, Evil Sisters, And Wise Women: Coded Gender Discourse In Literary Fairy Tales By German Women In The 19th Century” (2016). Wayne State University Dissertations. Paper 1402.
Koehler, Julie L. J. “Introduction to Part II: German Women Writers and the Legacy of the Fairy Tale.” Women Writing Wonder: An Anthology of Subversive Nineteenth-century British, French, and German Fairy Tales, by Julie L. J Koehler et al. Wayne State University Press, Detroit, Michigan, 2021, pp. 145- 151.
Von Olfers, Marie. Drei Märchen. Berlin, B. Behr’s Verlag, 1904.
Picture: “Marie von Olfers nach einem Gemälde von Graf Harrach (1832-1915), 1892” by Ferdinand von Harrach, distrubuted under a CC0 1.0 license.